TFV Stützpunkttraining für Mädchen - Alessia Grava

Der Thurgauer Fussballverband hat Ende September das erste Stützpunkttraining für Mädchen aufgenommen. Ein Dutzend junger Fussballerinnen aus dem ganzen Kanton trainiert nun immer mittwochs in Weinfelden.

Mit jedem Pass werden auch die Namen ausgetauscht. Die Mädchen müssen sich zuerst kennen lernen, sie kommen aus ganz unterschiedlichen Thurgauer Fussballvereinen und können nun immer einmal pro Woche gemeinsam trainieren. «Wir wollen talentierten Mädchen ein Zusatztraining ermöglichen und haben deshalb entschieden, einen kantonalen Stützpunkt für Mädchen aufzubauen», sagt Patrick Küng, Präsident des Thurgauer Fussballverbands.

Angesprochen seien jene Mädchen, welche es nicht an die Sportschule geschafft haben, aber dennoch talentiert sind. «So haben Sie die Möglichkeit, vielleicht künftig mal in einer U15-Mannschaft der Mädchen mitzuspielen, beispielsweise beim FC St.Gallen.»

Vom SC Berg ins Stützpunkttraining

Alessia Grava aus Berg ist eines der Mädchen, die über die nasse Wiese rennt mit dem Ball am Fuss. «Ich mache hier mit, weil ich es cool finde, auch mal mit Mädchen zu spielen. Dazu ist es eine neue Erfahrung und ich erhoffe mir eine Verbesserung meiner Technik», sagt die 14-Jährige aus Berg. «Beim SC Berg haben wir leider keine Mädchenmannschaft, deshalb spiele ich dort mit den Jungs bei den Junioren C.» Um in einem Mädchenteam spielen zu können, müsste sie nach Weinfelden ins Training.

Trainiert werden die Mädchen auf dem Stützpunkt von René Moser. Er hat schon über 15 Jahre Erfahrung gesammelt als Fussballtrainer von Mädchen und Frauen, unter anderem beim FC St.Gallen. «Mental sind die Mädchen in diesem Alter sicher zwei Jahre weiter als die Buben. Sie haben schon ziemlich klare berufliche Ziele, während die Jungs noch vom Fussball träumen.» Fussballerisch seien die Mädchen im Stützpunkt auf Augenhöhe mit den gleichaltrigen Jungs. «Die Schere geht dann eher bei den Junioren C auseinander, wenn bei den Jungs die Pubertät einsetzt und ihre Athletik zunimmt.»

Mit den Mädchen trainiere er deshalb auch genau die gleichen Punkte wie mit Jungs. «1:1-Situationen, Ballannahme, Technik. Da kann man bei Jüngeren noch viel rausholen.» Auch Spielformen stehen bei Moser auf dem Programm. «Es ist aber kein Mannschaftstraining, wir machen individuelle Förderung. Die Mädchen müssen einfach Spass haben.»

Talente aus den Vereinen

Für die Förderung des Frauenfussballs ist beim Thurgauer Fussballverband Manuela Basler zuständig. «Der Fussballverband hat mit dem TKB-GirlsDay schon viel erreicht, aber wir müssen noch mehr machen für die Mädchen», sagt sie. Mit dem Stützpunkttraining gehe der Verband nun einen Schritt weiter. «Schön, haben wir viele talentierte Mädchen im Thurgau, die auch wollen.»

Um auf das Angebot aufmerksam zu machen und talentierten Mädchen auch die Möglichkeit des neuen Trainings zu zeigen, sei der Verband aktiv auf die Vereine zugegangen. «Wir haben über Angebot informiert und die Trainer angehalten, uns die talentierten Mädchen in den Stützpunkt zu schicken.» Viele der Mädchen seien in diesem Training, weil sie mit Mädchen trainieren wollten, was sie teilweise in ihren Vereinen nicht können.

 

Textausschnitt aus der Thurgauer Zeitung vom 05.10.2022, Mario Testa

Zurück