Ein Mann der ersten Stunde

Vereine können nur existieren, wenn initiative Menschen dahinterstehen. Einer, der sich sein halbes Leben für den SC Berg eingesetzt hat, ist der heute 83-jährige Eugen Neusch. Er war es, der den Fussballclub 1975 zusammen mit fünf Kollegen gegründet hat. Ende 2017 reichte er aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt ein.

Im Büro von Eugen Neusch steht ein Kasten, in dem unzählige Ordner untergebracht sind. Einige davon sind mit Unterlagen des SC Berg bestückt. Deren Studium ist ein Eintauchen in die bald 43-jährige Geschichte des Fussballclubs. Man kann als Alternative auch den Ausführungen von Eugen Neusch zuhören. Er hat die wichtigsten Ereignisse der vergangenen vier Jahrzehnte in seinem Kopf gespeichert.

Eugen Neusch ist 1954 aus Deutschland kommend in Berg sesshaft geworden. Aufgewachsen in Stetten bei Sigmaringen, hat er sich mit der Gründung eines eigenen Baugeschäfts in der neuen Heimat eine Existenz aufgebaut. Sein handwerkliches Geschick sollte in späteren Jahren auch dem Fussballclub zu Gute kommen.

Der Wunsch eines eigenen Fussballclubs

Mitte der 70er-Jahre kam im Dorf, das heute rund 3000 Einwohner zählt, der Wunsch eines eigenen Fussballclubs auf. Initiant war damals Peter Suter, der mit seinem Vorhaben Edi Bissegger, Kurt Hanloser, Oskar Walder, Eugen Neusch und Ueli Helfenberger ins Boot holen konnte. Erster Trainings- und Spielplatz war der «Heimenlachen» im gleichnamigen Weiler. Das Land stellte Bauer Edi Bissegger zur Verfügung. Die Frage, ob das Gerücht stimme, der Fussballplatz sei zu jener Zeit ohne Baubewilligung erstellt worden, beantwortet Eugen Neusch mit einem vielsagenden Schmunzeln und der Bemerkung: «Daran mag ich mich jetzt nicht mehr erinnern».

Der Fussballclub hatte Ambitionen und wusste mit Peter Suter einen finanzkräftigen Geldgeber im Rücken. Da verwundert es kaum, dass praktisch nach jeder Spielzeit ein Aufstieg gefeiert werden konnte. Innert weniger Jahre gehörte Berg der 2. Liga an. Der «gekaufte» Erfolg nahm ein abruptes Ende, als der Geldfluss des Hauptsponsors versiegte.

Die Sünden der Vergangenheit sind abgehakt, in Berg setzen die Verantwortlichen längst auf den eigenen Nachwuchs. Sportlich musste der Verein fast zwei Jahrzehnte kleinere Brötchen backen, mit dem Aufstieg in die 3. Liga im 2016 rückte die 1. Mannschaft wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit. Nach der Vorrunde belegt das Team Platz 5 in der Gruppe 3.

Intakte Strukturen werden häufig mit einer guten Infrastruktur in Verbindung gebracht. In dieser Beziehung war Eugen Nüesch die treibende Kraft des Vereins. Schon 1980 gehörte er zu jenen, die den Umzug vom «Heimenlachen» in den neu erbauten Sportplatz «Andhausen» ermöglichten.

Bau des eigenen Clubhauses

20 Jahre nach der Einweihung des Sportplatzes «Andhausen» folgte der nächste Meilenstein. In Zusammenarbeit mit dem Tennisclub und den Reitern entstand an gleicher Stelle die Sportanlage «Meienägger». Sie umfasst zwei Fussballplätze, vier Tennisplätze und einen Springplatz für den Reitverein. Als Bauführer stellte sich Eugen Neusch zur Verfügung, der vor allem bei der Erstellung des Clubhauses vorausschauend dachte. Benutzten damals sieben Mannschaften die zwei Fussballplätze, hat sich diese Zahl bis heute mehr als verdoppelt. Der SC Berg zählt aktuell rund 350 Vereinsmitglieder. Nur dank der Unterkellerung des Clubhauses konnte in späteren Jahren eine Garderobe erstellt werden, die in erster Linie die Frauenmannschaften nutzen. Im Untergeschoss sind auch die Heizung und der Materialraum untergebracht. Die Realisierung des Clubhauses war das Abschlussprojekt von Eugen Neusch, danach verabschiedete er sich in den beruflichen Ruhestand.

Nie in den Vordergrund gedrängt

Der heute 83-jährige Eugen Neusch war nie einer, der die Öffentlichkeit suchte. Vielmehr zog er es vor, als Macher im Hintergrund zu wirken. Nebst seinen Fähigkeiten im Bausektor war er viele Jahre im Organisationskomitee des Grümpelturniers, und dort im Besonderen für die Tombola zuständig. In Erinnerung bleibt ihm auch der Maskenball in der alten Post. Kam dieser auf Initiative des Fussballclubs zustande, ist es heute der Turnverein, der die Zügel in Händen hält.

Ende 2017 ist der vierfache Vater und fünffache Grossvater, der bereits glücklicher Urgrossvater ist, definitiv aus dem Vorstand des SC Berg zurückgetreten. 42 Jahre Vorstandstätigkeit – eine unglaublich anmutende Zeitspanne. «Ich habe die Zeit immer sehr genossen und habe Freude, wenn die Jungen auf dem «Meienägger» gute Bedingungen für ihre Freizeitbeschäftigung vorfinden», sagt Eugen Neusch beim Abschied. Der SC Berg darf sich glücklich schätzen, einen solchen Anhänger in seinen Reihen zu wissen.

Beat Lanzendorfer